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Das große Schultheater

Die Inszenierung

Stück von Siegmund Kleinl - Uraufführung
Gesamtkonzept, dramaturgische Bearbeitung und Regie: Peter Wagner

Uraufführung: 20. Oktober 2010, Kulturzentrum Eisenstadt
Mitwirkende: Thomas Freudensprung, Sabrina Rupp; Maddalena-Noemi Hirschal, Christoph Schechinger (Stimmen); SchülerInnen und ProfessorInnen des Gymnasiums Wolfgarten sowie Gäste aus anderen Schulen.

Siegmund Kleinls kluger, wuchtiger und kämpferischer Theatertext „Das große Schultheater“ ist ein großes humanistisches Plädoyer: Es tritt für den nicht nur behaupteten, sondern konsequent gelebten offenen Umgang jener Protagonisten untereinander ein, die das gegenwärtige System Schule füllen und ausmachen.
Die einst unhinterfragbare Institution Schule ist heute genauso dem Wirbel einer sich atemberaubend schnell verändernden Welt ausgesetzt wie fast alles einstmals Unterhinterfragbare. Die Trinität Lehrer, Schüler, Eltern lebt mit Rissen, die sich nicht länger übersehen, geschweige denn verheimlichen lassen. Und oft ist es nichts weiter als die Angst vor den zentrifugalen Kräften der Zeit, die Lehrer im Gefühl des Überfordertseins resignieren, Schüler stagnieren und Eltern mauern lässt.
Das Stück sucht nach den Wurzeln eines sich laufend weiteretablierenden Missverständnisses. Und stellt die Frage, wie die Beziehung zwischen einander fremd gewordenen zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Aufträgen zu retten, mehr noch: wiederherzustellen ist, ohne dabei in alte autoritäre Muster zu verfallen - zu denen Zuflucht sucht, wer sich der eigenen Haltung nicht mehr gewiss ist.

Das Gesamtkonzept für die Inszenierung, entworfen vom Autor und Regisseur Peter Wagner, versucht, zu diesen Fragen offene Perspektiven vor Augen zu führen, um das Gespräch über das heiße Gesellschaftsthema Schule und Bildung durch eine anspruchsvolle und ansprechende Ästhetik reflektiert und beherzt anzuregen.
Die Realisierung wurde in einer fast einjährigen Zusammenarbeit mit je einer Schule aus Graz, Wien und Eisenstadt vorbereitet. Die darüber entstandene filmische Dokumentation „Theater Schule“ liefert eine interessante Bestandsaufnahme mit dem Versuch von Perspektiven für eine Schule der Zukunft, ohne dabei den ursprünglichen Theatertext von Siegmund Kleinl je ganz zu verlassen. So völlig unterschiedliche Schulmodelle wie eine integrative Gesamtschule (Wien), das Kolleg einer HTL für grafische Berufe und ein traditionelles Gymnasium haben auf diesem Wege einen kreativen Beitrag zu einem Projekt geliefert, das sich nun in der Begegnung von professionellen Darstellern mit orchestriert eingesetzten Lehrern, Schülern und Eltern auf die Bühne begibt.

Pressestimmen

Theater-Kritik: Eine Lehrstunde
„Tut, was ihr wollt, aber wollt, was ihr tut!“ – das starke Zitat im Zentrum von Siegmund Kleinls Stück „Das große Schultheater“ wurde auf der Bühne des Eisenstädter Kulturzentrums von der Stimme des Lehrkörpers begleitet: „Ruhe jetzt!“ Es sind die täglichen Kontraste des Schul-Lebens, die der Lehrer und Literat Kleinl mit Regisseur Peter Wagner, mit Schülern und Professoren der Diözese in Szene gesetzt hat. Doch es wäre zu einfach – und es wären nicht Wagner und Kleinl -, würde hier nur Kritik an einem System geübt. Hier passiert viel mehr. Es gerät etwas in Bewegung.
Die dichte Handlung wird dabei nicht nur getragen von den Hauptdarstellern – Thomas Freudensprung und Sabrina Rupp -, sondern vor allem auch vom stimmgewaltigen Kräftemessen des Lehrer-Schüler-Orchesters. Filmsequenzen und Gesangseinlagen in einer schlauen Bühneninstallation vergessen nicht, das Publikum mitzunehmen. So funktioniert es auch, ganze Schulklassen bei Laune zu halten, ja regelrecht aufzuwühlen. Im humanistischen Sinn, gewissermaßen. Es wäre schade, würde das große Theater keine Wiederholung erfahren.
Wolfgang Millendorfer, BVZ