Skip to main content

Der 13. Gesang
der Hölle -
Innengesang

Stationendrama
für sieben Suizidenten,
Stadionlärm und Glasmusik

 

Der 13. Gesang der Hölle - Innengesang

Stationendrama für sieben Suizidenten, Stadionlärm und Glasmusik
von Peter Wagner

Aufzeichnung im sendefähigen Format >>
Trailer >>
Detailseite zur Inszenierung von "Der 13. Gesang der Hölle - Außengesang" >>
Detailseite mit Materialien zum Stück "Der 13. Gesang der Hölle" >>

DarstellerInnen: Markus Achatz, Michael Kuglitsch, Michael Kristof-Kranzelbinder, Gerhard Lehner, Roswitha Soukup, Petra Staduan, Nadine Zeintl

Musik: WIENER GLASHARMONIKA-DUO (Christa Schönfeldinger, Gerald Schönfeldinger)

Kostüm: Markus Kuscher, Ton und Videotechnik: Konrad Überbacher, Licht: Bernd Zadow, Kamera: Peter Wagner, Produktionsleitung: Dr. Melanie Markovic, Regieassistenz: Kerstin Haslauer, Alina Hainig; Büro: Franz Doliner; Bauten: Siegmund Unterweger

Licht-, Bühnen-, Video- und Soundkonzepte, Regie: Peter Wagner

 

Fotos: Günter Jagoutz

Premiere im klagenfurter ensemble: 4. Oktober 2019, 20:00 Uhr
weitere Vorstellungen: 9., 10., 11., 13., 15. und 16. Oktober 2019, 20:00 Uhr
www.klagenfurterensemble.at

Detailseite zur Inszenierung von "Der 13. Gesang der Hölle - Außengesang" >>
Infos zu Stück und Konzept >> 
Trailer zum Stück >>
Aufzeichnung im sendefähigen Format >>

Pressestimmen

„13. Gesang der Hölle“: ke-Uraufführung des Innengesangs

Des Menschen Sein im tiefen Fall

Ein eigenes Stück, und doch Teil eines großen Ganzen, für das Peter Wagner Geist füllend in den Abgründen des Menschseins gräbt. Im infernalen „Außengesang“ Donnerstag ins Stadion gewuchtet, erhebt sich „Der 13. Gesang der Hölle“ als existenzieller „Innengesang“ am Freitag im Theater Halle 11 erneut für das ke.

Sieben Selbstmörder, viele Todesarten: Im Wald der Seelen, erzählen sie als Geister ihre Geschichten. Dantes „Göttliche Komödie“ leuchtet aus Wagners hoch poetischer, erschreckend wahrer Innenschau wie Elmsfeuer, das sich am Inferno entzündet, dem wir alle Heimstatt sind. War der „Außengesang“ im als Sound-Oper den äußeren Umständen geschuldet, die den Menschen in den Schatten stürzen, legt sich dieser nun als schweres Leichentuch, das im Inneren gewoben wird, im Stationentheater über irisierendes Seelenblau.

Liebe als Menschenrecht, Glaube, Hass, Nazis, Entfremdung und der Trost der Philosophen, Schmerz, Wut und entblößender Witz, der aus dem Jenseits des Diesseits irres Getriebe (auch) mit Stadionlärm befeuert – dazu die schwebende Klangmelancholie des Wiener Glasharmonika Duos und ein Ensemble, das quicklebendige Suizidenten mit atemloser Intensität in eine Entmenschlichung folgt, die Tod und Gott entsorgt, um ewig zu leben ...

Erlösung? Die gibt es nicht in Wagners Höllengesängen, die hoch mit Ikarus aufsteigen und des Menschen Sein im tiefen Fall beweinen. Ein Muss!

Irina Lino, Kleine Zeitung, 6. Oktober 2019

 
Gefangen im ewigen Gesang der Hölle

Das klagenfurter ensemble bringt mit „Der 13. Gesang der Hölle“ eine Sound-Oper ins Stadion und ein Stationendrama ins Theater Halle 11.

Als Sünder hat man es nicht leicht bei Dante Alighieri. Grausam sind die Qualen, die er für sie in seinem Inferno, der Hölle, in der „Göttlichen Komödie“ beschrieben hat. Nicht umsonst steht über dem Höllentor: „Lasst alle Hoffnung fahren, die ihr mich durchschreitet“. Da wird zerstückelt, ins heiße Pech getunkt, die Fußsohlen verbrannt und dergleichen mehr. Erwischen kann es förmlich jeden, die Geizigen, die Gierigen, die Lüstlinge, die Verschwender und natürlich die Gottlosen. Für Selbstmörder, also jene, die es wagen, selbst Hand an sich zu legen, sieht er eine besondere Strafe vor: Sie müssen als Sträucher und Bäume ihr Dasein fristen, die immer wieder von Harpyien zerzaust werden.

Genau dieser Teil hat Regisseur, Autor und Komponist Peter Wagner zu seinem zweiteiligen Werk „Der 13. Gesang der Hölle“, ein Projekt im Rahmen von „For Forest“, inspiriert. Teil eins wird als Außengesang-Sound-Oper im Stadion selbst aufgeführt, Teil zwei dann als „Stationendrama“ für sieben Suizidenten“ im Theater Halle 11. Eines vorweg: Man sollte sich unbedingt beides ansehen, am besten zuerst das Stationendrama. Mehr dazu später.

Bleiben wir zuerst bei Teil eines. Hier wird man während der Aufführung das Gefühl nicht los, dass Wagner sich von der Dimension des Stadions, samt Wald, hat einschüchtern lassen (was nachvollziehbar ist). Mit einer Handvoll Schauspieler diese Arena zu bespielen, ist bestimmt kein leichtes Unterfangen. Wagner mix Folterqualen-Zitate aus Alighieris „Inferno“ mit eigenen Texten aus seinem Innengesang. Untermalt wird das Ganze mit teilweise infernalischem Lärm, erzeugt von Helikoptern oder auch Motorsägen. Als Metapher für die Abholzung der Wälder, den Umgang des Menschen mit der Natur generell, ist das zwar naheliegend, aber man fühlt sich von dieser „Zudröhnung“ mit der Zeit mehr erschlagen, als emotional berührt. Was dazu kommt: Man vermisst die Klammer, die die Inszenierung zusammenhält.

Ganz anders im zweiten Teil. Im begrenzten Raum der Theaterhall läuft Wagners „Höllengesang“ zur Höchstform auf. Hier wird das Thema Suizid auf höchst poetischer Ebene abgehandelt, in all seinen Facetten gezeichnet: Die Schuld liegt auch immer ein wenig bei jenen, die am Leben bleiben, die eine Gesellschaft geformt haben, mit der viele nicht zurechtkommen – „Schuld, ist das überhaupt noch eine Größe für Sie?“ – wird ins Publikum gefragt. Hinterfragt wird auch die Rolle der Medien, der Zuseher: Sind wir nicht alle auf perverse Weise fasziniert vom Schrecklichen? Bringen Berichte über Selbstmordattentäter, über Schulmassaker nicht die besten Einschaltquoten, die höchsten Verkaufszahlen, die meisten Kicks? „Denn die Hölle ist eure größte Lust“, heißt es bei Wagner.

Ein großes Kompliment an das Bühnenbild und an die Schauspieler, die hier wirklich zeigen, was sie können und die das Stationendrama zu einem wahren Ereignis machen. Großartig und stimmig auch die Glasmusik von Christa und Gerald Schönfeldinger.

Schade, dass vieles, was zuvor im Stadion hochkomplex dahergekommen ist, sich dem Zuseher erst jetzt erschließt. Andererseits macht das große Lust, sich den Außengesang noch einmal – diesmal mit ganz neuen Augen und Ohren – anzusehen bzw. anzuhören.

Harald Schwinger, Kleine Zeitung, 6. Oktober 2019