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Messe für eine

Die Inszenierung

Stück von und mit Katharina Tiwald

Adaption für Bühne und Regie: Peter Wagner
Uraufführung
Premiere: Donnerstag, 5. April, 20.00 Uhr, 
Offenes Haus Oberwart

Darstellerin: Katharina Tiwald

Bühnenbild, Videos und Regie: Peter Wagner
 / Musik: Rainer Paul
Licht: Alfred Masal
 / Bauten: Herbert Polzhofer
 / Technik: Mario Horvath

Organisation: Uschy Tepperberg

"Messe für Eine" - Die junge österreichische Autorin Katharina Tiwald seziert in Form einer Messe-Performance ihre Stellung als Frau im real existierenden Katholizismus. Durch ihre blasphemische Aneignung der Liturgie als Instrument der Abrechnung erzeugt Tiwald eine verstörende Dialektik zwischen strenger Form und emotionsgeladenem Inhalt.
Programmankündigung FM4

Pressestimmen

Eine bewusste Provokation in der Karwoche

Die Premiere von „Messe für Eine“ im Offenen Haus Oberwart stieß zwar auf wenig Kritik, hinterließ aber dennoch bei so manchen Zuschauern ein Maß an Überforderung
„Die Premiere und eine weitere Aufführung haben wir bewusst für Gründonnerstag und Karfreitag angesetzt“, sieht der Regisseur des Einpersonen-Stückes „Messe für Eine“ Peter Wagner, durchaus ein „Konkurrenzangebot“ zu den traditionellen Gottesdiensten der katholischen Kirche in der Karwoche. Möglich auch, dass so mancher Besucher sich deswegen davon abhalten ließ, die nicht ausverkaufte Premiere im Offenen Haus Oberwart (OHO) mitzuverfolgen.
Ursprünglich war „Messe für Eine“ der jungen Großpetersdorfer Literatin Katharina Tiwald als Text für ein Hörspiel gedacht.
„Die katholische Messe ist eigentlich eine große Show - und gleichzeitig männlich dominiertes Hokuspokus. Weil aber die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Liturgie und deren Ritualen durchaus für eine plastische Inszenierung geeignet ist, hat Peter Wagner mein Werk für die Bühne adaptiert“, erklärt Tiwald, die auch gleich selbst die Rolle der „Hohepriesterin“ in der rund eine Stunde dauernden Inszenierung übernommen hat.

Gerlinde Gilschwert aus Oberwart fühlt sich mit dem Stück überfordert. „Ich muss das erst verdauen“, gibt sie der Autorin in vielen Dingen recht. Traditionelle Katholiken, die das Stück durchaus kritisch betrachten hätten können, blieben der Aufführung aber fern.

Renate Holler ist aus Güssing zur Premiere gekommen. „Für mich war meine katholische Jugend sehr wichtig für die Persönlichkeitsbildung.Jetzt stört mich die Unmündigkeit, die Einstellung zur Sexualität und die geringwertige Rolle der Frau. Lebendiger katholischer glaube ist heute mehr ein laues Feuer“ ist die Meinung der Biobäuerin.

Weitere Aufführungen: 13. April, 20 Uhr, 15 April, 11 Uhr; OHO, Lisztg.12; Karten 8/10 €; Tel.:03352/38555,
www.oho.at
Kurier, 7. April 2007

 

Textauszug

Kennen Sie das: Das ist mein Leib, das ist mein Blut,
kommt Ihnen das bekannt vor?
sind Sie schon einmal vor dem Spiegel gestanden und haben gesagt: das also mein Körper, mein Blut –
es ist aber den Kirchen und Hohen Häusern vorbehalten, dieses Sagen zu bündeln – und das Geheimnis aus dem Innen des Körpers heraus in das Innen und Außen eines Gottes hinein zu verlegen.
„Kommt Ihnen das bekannt vor“, habe ich geschrieben, aber:
ich weiß ja nicht, wie das bei Ihnen gelaufen ist, aber „das ist meinFleischmeinBlut“ hat sich in meiner burgenländischen Katholikenkindheit so tief eingegraben, dass ich noch immer ganz durchwortet bin, von Kopf bis Fuß, und den Körper muss ich mir zurückholen, zurückholen –
Kirchenkindheit, die Orgasmusbremse –
da muss eine Frau ja eine gewisse Skepsis vor den Männern entwickeln, wenn immer nur von Vätern und Söhnen die Rede ist, und auch die nur entrückt –
draußen sprießen die Primeln in multiplen Kreuzformen, und wir feiern Ostern, und das ist mein erstes Ostergefühl, dass ich Mitleid habe mit einem gemarterten Mann am Kreuz. Man erstickt nämlich beim Kreuzestod. Das hat mein erstes Ostergefühl zu sein inmitten von Schinken und Kartoffelsalat – das ist das Gelbe vom Ei für mich (dass man aufersteht, war mir nie sonderlich wichtig). Alles sprießt; die Natur, die Natur; und über allem liegt eine durchnagelte Hand. Und die Durchkörperung der Dinge funktioniert so nicht – der Orgasmus, am Leben zu sein, wird gedämmt und geleitet durch die Einschaltung der oberen Instanz.
Die katholische Liebe (die doch allumfassend sein sollte, nichts anderes bedeutet das Wort „katholisch“) ist demgemäß immer eine Liebe im Gefälle, nie auf einer Ebene; immer gibt es ein Oben und ein Unten, deutlich, im katholischen Lieben, da kann die Kirche Werbung für den Liebesgott machen, wie sie will.

Katharina Tiwald - der komplette Text ist unter www.katharinatiwald.at nachzulesen.