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Offener Brief an den ORF-Landesdirektor Pabst

Landesdirektor Karlheinz Papst kündigte in einem Antworttelefonat mit dem Verfasser des Briefes eine eigene Roma-Radiosendung auf Studio-Burgenland an. Der Sender strahlt seit 1.1.2003 einmal wöchentlich am Montag zwischen 20.45-21.00 Uhr die Sendung „Roma sam“ aus. Vor dem ORF-Funkhaus in Eisenstadt wehen allerdings nach wie vor nur drei Fahnen für die deutsch-, ungarisch- und kroatischsprachigen Volksgruppen.

An Herrn
Landesdirektor Karlheinz Pabst
ORF-Landesstudio Burgenland
Buchgraben 51
7000 Eisenstadt

Sehr geehrter Herr Landesdirektor, Del Tuha!

Nach Ansicht der gestrigen ersten Sendung „Servus, Zsia, Sdravo“ stellt sich mir die Frage: hat man auf die dritte burgenländische Minderheit, die Roma, vergessen, oder hat man sie bewusst aus der Mehrsprachigkeit des Landes ausgeklammert? Wie erklärte sich erster Fall, wie aber erst zweiter?

Gleiches gilt für den ersten Beitrag über die „dreisprachige Gemeinde“ Rotenturm. Wie kann es der Recherche zu solch einem Beitrag verborgen bleiben, dass es sich bei Rotenturm um eine - zumindest potentiell - viersprachige Gemeinde handelt, da ja in Spitzzicken auch Roma-Familien leben?

Im „Standard“ vom 8. Feber heißt es auf Seite 2 zu Ihrer Person und Funktion: „... Chef des Landesstudios mit zwei Schwerpunkten: Ausbau der Volksgruppensendungen und Aufbau eines medialen Kompetenzzentrums zum Thema EU-Erweiterung. Besonders die Funk- und Bildschirmpräsenz der ungarischen Volksgruppe stieg deutlich; ...“

So erfreulich letzteres auch ist, so unbefriedigend ist die Funk- und Bildschirmpräsenz der burgenländischen Roma. Wenn das Landesstudio Burgenland tatsächlich eine Vorreiterrolle in der medialen Aufbereitung der EU-Erweiterung einnimmt, so kann und darf doch nicht übersehen werden, dass mit der EU-Erweiterung auch die Integration des Millionenvolkes der osteuropäischen Roma ansteht. Wäre es denn da nicht höchst an der Zeit, nebst der unbedingt nötigen öffentlichen Selbstdarstellung einer burgenländischen Volksgruppe auch die Bedeutung der Roma für den gesamteuropäischen Kulturraum einer medialen Resonanz und Akzeptanz zuzuführen?

Wird man sie auch hier zu Lande vergessen oder ausgrenzen, wie das in ihren Heimatländern gang und gäbe ist?

Mit besten Grüßen und der Bitte, den Roma eine vollkommen ungerechtfertigte Demütigung zu ersparen, verbleibe ich Ihr

Peter Wagner

Litzelsdorf, am 25.2.2002