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An der Konzeption der ThiB (Theaterinitiative Burgenland, Anm.) beteiligt war Peter Wagner. Dessen Name hatte in diesem Artikel schon mehrmals einen Auftritt, was kein Mysterium, sondern dem Umstand geschuldet ist, dass der Autor, Regisseur, Darsteller und Video- sowie Konzeptkünstler des Jahrgangs 1956 als Mastermind der derzeitgen burgenländischen Kunst-, im Besonderen der Theater-Szene gelten kann. Seine erste Begegnung mit dem Phänomen Theater hatte der Südburgenländer in seiner Schulzeit als Besucher von Otto Kerys Landesbühne. Inzwischen wechselte er längst vom Zuschauer-Rang auf den eines Theatermachers. Stationen burgenländischen Theaters wie Open Air- und Ur-Aufführungen in den Kulturzentren und vor allem im von ihm mitbegründeten OHO, dem Offenen Haus Oberwart, wurden von Wagner wesentlich mitgestaltet. Mit Stand 2020 sind auf seiner Website 36 Stücke und 40 Inszenierungen dokumentiert.

Heimstätte des ThiB ist das OHO, seit 1989 bestehender Uraufführungsort vieler Produktionen. Bisher konnten sieben beachtliche Produktionen erarbeitet werden, darunter "71 oder Der Fluch der Primzahl" über die Flüchtlichstragödie in Parndorf in einer Inszenierung von Peter Wagner oder - als Reaktion auf die Corona-Krise 2020 - das "Erste Österreichische Distanz Theater" mit dem Stück "Bleib mir vom Leibe!", das ebenfalls von Peter Wagner entwickelt wurde.

Sabine Kritsch-Schmall: Vor den Vorhang, bitte! Das Burgenland ist ein Theaterland? In: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Band 169; Burgenland schreibt Geschichte, 1921-2021, Oliver Rathkolb, Gert Poster, Susanne Steiger-Moser, Johann Kirchknopf, Rosemarie Burgstaller (Hgg.); Eistenstadt 2021

 Wann und wie immer man sich das Burgenland auf einer Couch liegend sich vorzustellen gewillt wäre, säße an deren Kopfende - zumindest aus literarischer Hinsicht - zweifellos der 1956 in Wolfgau geborene Schrifsteller und Regisseur Peter Wagner, dessen Habitat das von ihm mitbegründete "Offene Haus Oberwart (OHO)" war. Die Experimentierfreudigkeit, Unangepasstheit sowie eine Gewisse Widerborstigkeit und eine kritische Haltung gegenüber jeder Art von Autorität, die für sein Werk charakteristisch sind, weisen auf dessen Wurzeln in der literarischen Popkultur der 1970er-Jahre hin, sichtbare Luftwurzeln, die er aber facettenreich sublimiert in die Gegenwart hat sprießen lassen. "Postmodern" ist Peter Wagner allerdings niemals. In seinem umfangreichen und vielfältigen Werk, in dem Lyrik, Epik und Dramatik vertreten sind, legt er seinen Finger in alle Wunden, seien es frische, oberflächlich verheilte oder eben wieder aufbrechende vernarbte Verletzungen gesellschaftlicher oder politischer Natur aus Burgenlands Geschichte und Gegenwart. Wäre dies nicht so sehr abgebraucht, würde ich ihn hier einen Unbequemen nennen, ich nenne ihn aber einfach einen Großen.

Jakob Perschy: Skizzen zur hundertjährigen Literaturgeschichte des Burgenlandes. In: Wissenschaftliche Arbeiten aus dem Burgenland, Band 169; Burgenland schreibt Geschichte, 1921-2021, Oliver Rathkolb, Gert Poster, Susanne Steiger-Moser, Johann Kirchknopf, Rosemarie Burgstaller (Hgg.); Eistenstadt 2021